Die gute Nachricht ist, dass es in den letzten Jahren enorme Fortschritte in der Krebsmedizin gab. Die schlechte lautet, dass viele Diagnosen vermeidbar wären - wenn Vorsorgeangebote häufiger genützt würden.
Immer weniger Menschen in Mecklenburg-Vorpommern gehen zur Darmkrebsvorsorge. Das teilte die Barmer im Vorfeld des Weltkrebstages am 4. Februar mit. Daten des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zufolge ließen 2022 nur 6,8 Prozent der anspruchsberechtigten Frauen und 4,2 Prozent der Männer einen immunologischen Stuhltest zur Früherkennung von Darmkrebs durchführen. Seit 2018 sank die Inanspruchnahme innerhalb von fünf Jahren bei Frauen um 38,7 und bei Männern um 33,3 Prozent. „Je früher Darmtumore oder auch Darmpolypen als Vorstufe von Krebs erkannt werden, desto besser sind sie behandelbar und umso größer ist die Chance auf Heilung. Deshalb ist Vorsorge so wichtig“, mahnt Barmer-Landeschef Henning Kutzbach. Darmkrebs gehöre weltweit zu den häufigsten Krebsarten. Zuletzt seien immer häufiger auch jüngere Menschen erkrankt.
Auch andere Früherkennungsuntersuchungen werden der Krankenkasse zufolge in MV seltener in Anspruch genommen. So sank der Anteil an Frauen, die eine Mammografie durchführen ließen, im Zeitraum 2018 bis 2022 um 12,5 Prozent. Die Inanspruchnahme von Hautkrebsscreenings ging bei beiden Geschlechtern leicht um 1,1 Prozent zurück. „Eine geringe Teilnahme an der Krebsvorsorge ist seit Jahren, und nicht erst seit der Corona-Pandemie, ein Problem“, so Kutzbach. Er appellierte, im Interesse der eigenen Gesundheit an den Untersuchungen teilzunehmen.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums erkranken in MV jährlich etwa 11.000 Menschen neu an Krebs. Zu den häufigsten bösartigen Tumoren zählen demnach bei Männern mit rund 25 Prozent Prostata- und bei Frauen mit knapp 30 Prozent Brustkrebs. „Für diese beiden und weitere Krebsarten gibt es die kostenlose Möglichkeit einer Früherkennungsuntersuchung“, betont Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD), schränkt aber auch ein: „Kein Test ist allerdings hundertprozentig zuverlässig.“
Krebsgesellschaft: Nur zertifizierte Zentren garantieren beste Behandlung
Die gute Nachricht für alle, bei denen eine Krebsdiagnose gestellt wird, sei, dass es in den letzten Jahren enorme Fortschritte in der Krebsmedizin gab, betont der Geschäftsführer und Vorstandsmitglied der Krebsgesellschaft MV, Prof. Ernst Klar. Wichtig sei jedoch, dass Krebserkrankte eine qualitativ hochwertige medizinische Behandlung erhalten, die sich am aktuellen Wissensstand der Onkologie orientiert. Die am nächsten zum Wohnort gelegene Klinik müsse nicht unbedingt die beste Wahl sein. Klars nachdrückliche Empfehlung lautet, sich für eines der landesweit fünf von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten Zentren - in Rostock (2), Schwerin, Greifswald und Neubrandenburg - zu entscheiden. „Nur so kann die für jeden einzelnen Patienten individuell beste Therapie erfolgen“, betont der Mediziner.
Mehr als 5800 Krebstote im Jahr 2022
Laut den aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes lebten im Jahr 2022 in MV etwa 20.500 Männer und 17.000 Frauen mit einer maximal fünf Jahre zurückliegenden Diagnose eines bösartigen Tumors. Dem Gesundheitsministerium zufolge entspricht das ca. 2,7 Prozent der Volljährigen im Land. 5.808 Mecklenburger und Vorpommern verstarben im selben Jahr an einer Krebserkrankung.
Quelle: Karin Koslik, Norddeutsche Neueste Nachrichten, 03.02.2024
