Gibt es eine Impfung gegen Krebs?

Immer wieder ist von Impfstoffen gegen Krebs zu lesen. Dabei ist von ganz unterschiedlichen, aber nicht immer seriösen Verfahren die Rede. Sich gegen Krebs impfen lassen so wie gegen Masern oder Mumps - ist das realistisch? Ja, das ist es durchaus, und zwar dann, wenn Infektionen bei der Entstehung von Krebs eine Rolle spielt.

Beim Gebärmutterhalskrebs zum Beispiel ist das der Fall: Eine wichtige Ursache für die Entstehung dieses Krebses sind humane Papillomaviren (HPV), die beim Sex übertragen werden. Gegen diese Viren steht heute eine Impfung zur Verfügung.

HPV-Impfung für junge Mädchen

Möglichst vor „dem ersten Mal“ sollten sich junge Mädchen impfen lassen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO).  Inwieweit sich die Impfung langfristig in einer Senkung der Krebsrate niederschlägt, ist derzeit nicht zu sagen, weil noch keine ausreichend langen Zeiträume überblickt werden können. Mit der HPV-Impfung lässt sich jedoch die Rate von Krebsvorstufen am Gebärmutterhals nachweislich deutlich reduzieren.

In den Industrienationen gehen etwa acht Prozent aller Krebserkrankungen auf Infektionen mit Viren oder Bakterien zurück, in den Entwicklungsländern fällt der Anteil höher aus. Auch Leberkrebs kann durch Viren ausgelöst werden. Dasselbe gilt zum Beispiel für Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. Für solche Krebserkrankungen kommt grundsätzlich eine klassische präventive Impfung gesunder Menschen, die ein relevantes Infektionsrisiko tragen, in Frage.

Darüber hinaus wird der Begriff „Impfung“ bei Krebs aber auch noch in einem anderen Sinn verwendet: So gibt es therapeutische Ansätze, die nach dem Prinzip einer Impfung funktionieren. Dabei handelt es sich um Behandlungsstrategien, die bei bereits erkrankten Menschen zum Einsatz kommen sollen und das Ziel verfolgen, den Krankheitsprozess günstig zu beeinflussen bzw. in frühen Stadien vielleicht sogar eine Heilung anzustoßen. Dazu gehören im weiteren Sinne auch die in Deutschland bereits zur Behandlung verschiedener Krebsarten des Blutes oder von Gewebetumoren zugelassenen sogenannten monoklonalen Antikörper.
Was genau passiert bei einer Impfung?   
Eine Impfung ist eine gezielte Stimulation des Immunsystems, um eine bestimmte Immunantwort zu provozieren. Dabei werden erregertypische Antigene in hoher Dosis verabreicht, um das Immunsystem gegen den speziellen Erreger – das Masernvirus zum Beispiel – zu mobilisieren. Antigene sind Stoffe, die eine Abwehrreaktion des Körpers hervorrufen. So kommt es zur Bildung von Antikörpern, die gegen fremde bzw. als bedrohlich erkannte Antigene wie Masernviren von Immunzellen produziert werden. Dabei passt der Antikörper zum Antigen wie ein Schlüssel zum Schloss: Verbinden sich Antigen und Antikörper, kommt es zu einer Reaktion, die die Vernichtung der Zielzelle auslöst.

Genau das ist auch das Ziel therapeutischer Impfstrategien bei Krebs: Durch die Präsentation spezifischer Antigene des jeweiligen Tumors soll die körpereigene Abwehr veranlasst werden, ihre volle Kraft auf die Tumorzellen zu richten und sie zu vernichten. Voraussetzung für eine solche Strategie: Die entarteten, sich unkontrolliert teilenden Krebszellen müssen Antigene auf ihrer Oberfläche tragen, die sie von gesunden Körperzellen unterscheiden. Bei der Ausschaltung von Tumorzellen muss das Immunsystem unter verschärften Bedingungen arbeiten, denn Tumorzellen sind keine fremden Eindringlinge, sondern Zellen des eigenen Körpers, die normalerweise unbehelligt bleiben.
Immunsystem auf die Sprünge helfen
Therapeutische Impfstrategien bei Krebs zielen darauf ab, Erkennungsstrukturen von Tumoren zu identifizieren und diese bzw. Bruchstücke davon dem Patienten zu injizieren. Durch diese Überflutung mit Tumorantigen – so die Hoffnung – kann man dem Immunsystem auf die Sprünge helfen und einen wirkungsvollen Angriff auf den Tumor provozieren.

Verschiedene Impfstoffe befinden sich aktuell beim Lungenkrebs in der klinischen Prüfung. Beim nichtkleinzelligen Lungenkarzinom (NSCLC) findet sich das so genannte MUC1-Antigen in besonders hoher Dichte auf den Zelloberflächen und ist deshalb als Antigen für einen Impfstoff gut geeignet. In einer großen Studie an über 1.000 Patienten mit inoperablem NSCLC ohne Metastasen ergab sich eine beeindruckende Verlängerung der Überlebenszeit, wenn die Patienten parallel zu einer Chemo-Strahlen-Therapie mit dem neuen Stoff geimpft wurden. War die Chemo-Strahlen-Therapie dagegen vor der Impfung abgeschlossen, konnte kein Einfluss auf das Überleben dokumentiert werden.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz wird vom Forscherteam um Prof. Hans-Georg Rammensee an der Universität Tübingen verfolgt: ein individualisierter Impfstoff gegen Leberkrebs. Krebs ist nicht gleich Krebs, sondern jeder Tumor ist einzigartig und weist ein hochspezifisches Muster an genetischen Veränderungen auf, die sich zum Teil an der Zelloberfläche abbilden und für das Immunsystem erkennbar sind. Solche individuellen Marker versuchen die Tübingern Forscher zu identifizieren und nachzubauen, um daraus für jeden Patienten einen eigenen Impfstoff zu entwickeln.
Vorsicht vor großen Versprechungen  
Diese Beispiele zeigen, dass therapeutische Impfstrategien bei Krebserkrankungen derzeit noch mit vielen Fragezeichen versehen sind. Das Immunsystem ist ein hochkomplexes Gefüge aus zellulären und nicht zellulären Bestandteilen, die in zum Teil noch nicht verstandener Weise zusammenspielen und auch auf die grundlegende Antigen-Antikörper-Reaktion Einfluss nehmen. Außerdem – darauf deuten Impfstudien hin – scheinen andere Therapiemaßnahmen die Wirkung therapeutischer Impfungen zu beeinflussen.

Deshalb sollten therapeutische Impfungen bei Krebs aktuell nur im Rahmen von klinischen Studien durchgeführt werden. Vor Behandlungsangeboten, die eine Heilung oder andere sensationelle Erfolge per Impfung versprechen, muss dringend gewarnt werden. Das Ziel der Forschung ist eine individuell maßgeschneiderte Therapie, bei der ausgereifte Impfstrategien in Zukunft eine zunehmende Rolle spielen könnten.

Experteninterview zum Thema
Mehr zum Thema erfahren Sie im Experteninterview mit Dr. Martin Sebastian. Er erläutert, welche Ansätze bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen Krebs besonders vielversprechend sind. Außerdem erfahren Sie im Interview, warum bei kommerziell angebotenen angeblichen "Impfstoffen" gegen Krebs Vorsicht geboten ist.

Quellen: Krebsinformationsdienst: Gebärmutterhalskrebs: Ursachen und Risikofaktoren. Stand Mai 2014. URL: www.krebsinformationsdienst.de/tumorarten/gebaermutterhalskrebs(abgerufen am 14.07.2014)

Infomaterial

Infomaterial

Fordern Sie noch heute unser onkologisches Reha-Infopaket an. Hier finden Sie viele wertvolle Infos über Ihre Reha und die Beantragung bei Ihrem Kostenträger.

Jetzt anfordern

Sie können sich unseren Prospekt auch herunterladen - der Umwelt zuliebe.

Jetzt Prospekt herunterladen

Ausflugsziele

Ahrenshoop

Aquadrom in Graal-Müritz

Bernsteinmuseum Ribnitz

Ribnitz-Damgarten

Bodden-Therme

Golfanlage Warnemünde

Über 20 touristische Hightlights warten darauf von Ihnen entdeckt zu werden.

Ausflugsziele erkunden

Freude schenken

Blumenstrauss-Service

Nutzen Sie unseren Blumenstrauß-Service, um Ihren Angehörigen oder Bekannten ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Mehr erfahren